Dicke Dinger

Dicke Dinger

Nachdem der Anschluß links der Findlingen erfolgt ist, wende ich mich nun der rechten Seite zu. Hier ist die Situation grundlegend anders. Der große Findling stößt mit der rechten Kante direkt an einen Ankerstein. So bezeichne ich Steinbrocken mit überdimensionalen Ausmaßen, die fest in der Erde verankert sind und wenn überhaupt, nur mit schwerstem Gerät zu bewegen sind. Dieser Ankerstein hat ein Gewicht im sicherlich zweistelligen Tonnenbereich. Demzufolge gibt er auch die Ausrichtung der Mauer, zumindest in Teilen, vor. Er ist auch der Grund, warum sich die Mauer in der Mitte mit einem leichten Knick der bestehenden Mauer der Nachbarterrasse zuneigt. Leider ist die linke Kante des Ankersteins nicht wirklich Maurer-freundlich, da diese schräg nach vorne abgebrochen ist. Die einzige Möglichkeit eines stabilen Mauerverbundes besteht darin, mit einem hinreichend großen Stein den Spalt zu überbrücken und von oben so viel Gewicht auf die beiden darunterliegenden Steine zu bringen, dass diese sich nicht mehr unabhängig voneinander bewegen können.

Ein gängiger Quaderstein hilft hierbei natürlich nicht sonderlich weiter. Ein Blick auf das vorhandene Steinmaterial wirft aber noch eine ganz andere Frage auf: Was tun mit der Vielzahl der schweren, nur grob behauenen Steine mit unterschiedlichsten Größen und Formaten, die sich im ersten Blick als wenig mauertauglich erweisen? Mein Ehrgeiz sagt ganz klar: die waren in der Trockenmauer, also müssen sie da auch wieder hin. Und das unter Berücksichtigung der mauerbau-technischen Randbedingungen. Die Mauer soll ja auch wieder Jahrzehnte stabil stehen. Und hierfür kommt mir der Ankerstein sehr gelegen. Zunächst einmal gilt es, den Spalt zwischen Findling und Ankerstein zu überbrücken. Mauersteine im Spalt alleine reichen nicht aus, weil diese über die Jahre nach vorne wegkippen würden. Nur massiver Druck von oben könnte das Konstrukt stabilisieren und auch gleichzeitig den Ankerstein mit dem Findling verbinden. Aus dem vorhandenen Steinmaterial käme ein einziger Felsbrocken mit ca. 1m Länge hierzu in Frage, allerdings weist dieser ein geschätztes Gewicht von 180kg auf.

Für die nächsten Arbeitsschritte habe ich mir deshalb noch einmal Hilfe organisiert. Zu zweit lässt sich das Gewicht mit Hebeln und Stützen stemmen. Zunächst wird der Spalt zwischen Findling und Ankerstein aufgemauert, derart, dass sich im späteren Verbund mit dem Deckstein eine stabile Konstruktion ergibt. Danach wird der große Felsbrocken etagenweise hochgehievt und dann an die richtige Stelle horizontal verschoben. Damit ist ein stabiler Mauerverbund auf der rechten Seite des großen Findlings sichergestellt. Auf der linken Seite ist dies wesentlich einfacher, da hier kein Spalt zu überbrücken ist. Auf jeden Fall sind nun die Findlinge auch statisch ein integrierter Bestandteil der Trockenmauer. Gemeinsam haben wir dann noch eine Handvoll Steine mit 100kg und mehr auf die Mauer hochgelegt, damit ich diese dann später auch alleine horizontal an die richtige Position bringen kann.

Die großen, unförmigen Steine sollen ihre Heimat auf dem Ankerstein finden. Dieser ist stabil verankert, bildet eine solide Fläche und kann bei den weiteren Arbeiten auch nicht verschoben oder beschädigt werden. Doch vorab muss ich erst noch die Oberkante des Ankersteins freilegen, die noch mit Erde bedeckt ist und möglicherweise weitere Überraschungen verbirgt. Aber ich habe Glück. Die Oberfläche ist weitestgehend eben und fällt leicht nach hinten ab. Das ermöglicht eine optimale Gewichtsverteilung der darauf gesetzten Steine. An durchgehende Steinlagen ist bei den ersten beiden Reihen aber nicht zu denken. Zu unterschiedlich sind die Höhen und Formen der Steine. Aber unter Berücksichtigung grundlegender Prinzipien des Trockenmauerbaus wie z.B. stabile Auflage, Verkeilen der Steine, ausreichende Überdeckung und Verteilung des Gewichts sowie Vermeidung von Kreuzfugen, gelang es, sämtliche unförmigen Steine auf dem Ankerstein unterzubringen. Und die Draufsicht von der darüberliegenden Terrasse lässt so langsam tatsächlich eine durchgehende Mauer erahnen. Und mit den zunehmend kleiner werdenden Mauersteinen lässt sich letztendlich dann auch eine horizontale Flucht erreichen.
 

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