Offiziell eröffnet ist die Trockenmauersaison 2023 ja noch nicht. Die Antragsfrist bei der Stadt Ettlingen für die Förderung lief zwar am 15. März ab, aber bevor die Bescheide nicht zugegangen sind, darf ja noch nicht losgelegt werden. Auch ich habe wieder die Sanierung einer Mauer beantragt, die mich vermutlich das Jahr über wieder beschäftigen wird. Aktuell sieht sie eher wie ein übrig gebliebener Steinhaufen aus, aber ich muss mich noch etwas gedulden.
Allerdings hat eine andere Baustelle meine Aufmerksamkeit geweckt. Über den Winter waren einige Steine aus einer anderen Mauer herausgebrochen. Auch diese Mauer harrt komplett einer Sanierung, aber aus Zeitgründen muss ich das auf nachfolgende Jahre verschieben. Nach einer kurzen Abwägung entschloss ich mich dann doch, die ursprünglich geplante Mauer neu aufzubauen und die beschädigte Mauer provisorisch zu flicken. Dass dies ein heikles Unterfangen wird, erkennt man spätestens beim Anblick der benachbarten Mauerregionen. Der rechte Maueranschluss ist stark nach vorne gewölbt, die Steine halten nur noch im Verbund. Der linke Maueranschluss hängt komplett in der Luft, es sieht aus, als wären hier schon einmal Notfallmaßnahmen durchgeführt und dabei Steine einfach zur Stabilisierung vor die eigentliche Mauer gesetzt worden. Um das Loch fachmännisch zu flicken, müsste ich also größere Bereiche abtragen, da diese eh einstürzen dürften, sobald Steine aus dem verbliebenen Verbund entnommen werden. Aber das käme dann doch einer Komplettsanierung gleich.
Also entschied ich mich in diesem Fall für eine „Quick and Dirty“-Lösung. Normalerweise macht ein Handwerker davon Gebrauch, wenn er keine Zeit hat, oder keine Lust, oder einfach nicht weiß wie es geht. Belassen kann ich den aktuellen Zustand nicht, da Niederschläge und Temperaturschwanken über das Jahr weitere Steine herauslösen und damit der Zusammenbruch unvermeidlich ist. Zunächst habe ich also die Steine herausgelesen und das heruntergespülte Erdreich abgetragen. Sehr zu meiner Verwunderung kam dahinter eine weitere Mauerlinie zum Vorschein. Und diese hintere Mauerflucht erhärtet meinen Verdacht, dass an dieser Stelle schon einmal ein Schaden aufgetreten ist und man notdürftig einfach ein paar Stein zur Stabilisierung davor gesetzt hat. Bei der Komplettsanierung werde ich diese alte Flucht natürlich wieder aufgreifen. Für heute belasse ich es aber dabei, die vordere Mauerkante zu stützen.
Ein großer Stein, der fast die gesamte Breite des Loches abdeckt, bildet die Grundlage. Darauf werden weitere Steine geschichtet und am Rand so mit den bestehenden Steinen verkeilt, dass auch seitlicher Druck der Mauer aufgenommen werden kann. Etwas irritiert hat mich dann die Tatsache, dass auf halbem Weg die Steine ausgingen. Ein klares Indiz dafür, dass die Mauer zuvor nicht komplett war und einige Zwischenräume wohl mit Erde angefüllt waren. Vermutlich hat man heruntergebrochene Steine vor die Mauer gesetzt, ohne diese komplett in die Höhe zu bauen. Also habe ich von meiner letztjährigen Mauerbaustelle noch einige übrig gebliebene Mauersteine angeschleppt, um das Loch in voller Höhe zu füllen. Damit ist auch das noch verbliebene „Gewölbe“ in der obersten Mauerreihe wieder gestützt und kann nicht mehr herunterbrechen.
Damit ist das Mauerwerk wieder geschlossen. Auf den ersten Blick erscheint mir meine Rettungsmaßnahme aktuell die stabilste Komponente in der Mauer zu sein. Klar, fachmännisch war diese Reparatur in keinem Fall. Da aber die Maßnahme nicht der Förderung unterliegt und ich in den nächsten Jahren die gesamte Mauer eh erneuern muss, sei mir diese Vorgehensweise verziehen. Zudem waren die Arbeiten in gut zwei Stunden abgeschlossen und ich kann mich anderen Aufgaben widmen. Letztendlich hoffe ich, dass mir diese „Quick and Dirty“-Lösung für zwei oder drei Jahre Luft verschafft.