Zugegeben, so sehr ich Peter Gabriel als Künstler schätze, das Graben im Schmutz bzw. im Erdreich gehört jedoch nicht zu meinen bevorzugten Arbeiten beim Mauerbau. Aber es hilft nichts, der Dreck muss weg um die Steine bis zur untersten Ebene freizulegen. Und mit jeder weiteren Schaufel wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Neben der Durchwurzelung durch Efeu, fallen vor allem die nach vorne geneigten Steine in den unteren Reihen auf. „Schiefe Ebene nach vorne“ ist ein Garant dafür, dass über Jahre und Jahrzehnte darüberliegende Steine herausbrechen. In diesem desolaten Zustand hat der Hang einfaches Spiel, zuerst eine Ausbauchung der Mauer herbeizuführen, um diese dann zu sprengen und einzelne Steine herauszudrücken. Dies ist allerdings selten ein Vorgang, der sich über Nacht ereignet. Seit dem Erwerb des Grundstückes im Jahr 2003 befindet sich die Mauer im aktuellen Zustand und ich bin froh, dass sie noch nicht komplett zusammengebrochen ist. Eine Sanierung war aus zeitlichen Gründen bislang aber leider noch nicht möglich. Wer sich noch einmal die Ausgangslage vor Auge führen möchte, so wie ich sie aus den letzten 20 Jahren kenne, kann das in meinem Bericht „Auf zu neuen Taten“ gerne noch einmal tun.
Nachdem die Fundamentsteine freigelegt sind, wird deutlich, dass auch diese eine Neigung nach vorne aufweisen und darüber hinaus auch keine klare Kontur der Mauer bilden. Also müssen diese gerichtet und in eine Flucht gebracht werden. Allerdings liegt noch ein Findling auf der Mauer, der sich zwar in extremer Neigung nach vorne befindet, zum Glück aber noch nicht abgekippt ist. Den möchte ich gerne auf der Mauer belassen, damit ich ihn bei einem Gewicht von knapp 300kg nicht wieder hochsetzen muss. Die einzige Option ist in diesem Fall, den Stein horizontal zu verschieben, bis die Fundamentsteine zur weiteren Bearbeitung frei liegen.
Doch was hält den Findling eigentlich noch auf der Mauer? Nachdem alle Erde ringsherum entfernt ist, verrät ein Blick auf die Unterseite, dass sich dort eine kleine Steinplatte verkeilt hat und „noch“ für das statische Gleichgewicht sorgt. Ganz vorsichtig ruckle ich den Findling mit dem Hebeleisen abwechselnd auf beiden Seiten schrittweise nach hinten, bis die Gefahr eines Absturzes gebannt ist. Nun kann ich den Stein seitlich etwas anheben und ein Rundholz unterlegen, ebenso auf der gegenüberliegenden Seite. Auf diese Art und Weise bewegt sich der Findling mit seinen 300kg nun, gepaart mit etwas Anstrengung und Schweiß, Zentimeter für Zentimeter in eine stabile Zwischenposition. Und eröffnet gleichzeitig einen Blick auf die darunter liegenden Fundamentsteine. Die Erdarbeiten sind noch nicht abgeschlossen …